“Gibt es einen Vitamin B12 Mangel bei mir?”, werde ich immer wieder von Klienten gefragt, die meistens als Veganer leben und nun befürchten, nicht genug Vitamin B12 zuzuführen.
Dieser Frage möchte ich heute mal nachgehen.
Was ist Vitamin B12?
Hier für die Fachleute:
Vitamin B12 ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedlich substituierte wasserlösliche Corinoide. Corinoide bestehen aus vier Pyrrolringen mit einem zentralen Kobalt-Atom.
Im menschlichen Körper kommen als physiologisch aktive Form nur Methyl- und Adenosylcobalamin vor. Diese Stoffe sind als Coenzyme wichtig im Stoffwechsel für Methylierungsprozesse.
Wichtig zu wissen ist, dass diese Stoffe immer von Mikroorganismen gebildet werden und damit Vitamin B12 zu den essentiellen Vitaminen zählt, d.h. es muss von außen mit der Nahrung zugeführt werden– wir können es nicht selbst synthetisieren.
Der Tagesbedarf beträgt für Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene 3 µg/Tag, Schwangere 3,5 µg/Tag und Stillende 4 µg/Tag. (CME Fortbildung für Ärzte)
Solange man tierische Produkte isst und nicht unter einer Resorptionsstörung leidet, ist die Versorgung mit Vitamin B12 sehr gut gesichert: besonders in der Leber (70 µg/100 g) und im Muskelfleisch (2,0 µg/100g) finden sich hohe Konzentrationen. Doch auch ein Hühnerei liefert 2,5 µg/100g).
Laut einer Nationalen Verzehrstudie in Deutschland nehmen Männer im Median 5,8 µg/ Tag auf und Frauen ca. 4,0 µg/Tag.
Auffällig ist dabei, dass gerade junge Frauen (14-24 Jahre) zu 30%! unterversorgt sind!
Viele Frauen im gebärfähigen Alter scheinen also gefährdet zu sein. Gerade in der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf erhöht und ein Defizit an Vitamin B12 kann zu ernsten Folgen für Mutter und Kind führen:
Ein Vitamin B12 Mangel kann zu einer Entwicklungsverzögerung des Fötus führen.
Nach der Geburt findet man:
-neurologische Symptome
- Reizbarkeit
- Apathie
- Appetitlosigkeit
- Erbrechen
- motorische Entwicklungsstörungen
- psychische Entwicklungsstörungen
Die Prophylaxe, also Vorbeugung ist ein wichtiger Faktor bei der Betreuung junger Frauen.
Gerade Vegetarier und Veganer sind besonders betroffen einen Vitamin B12 Mangel zu erleiden.
Dabei ist allerdings darauf hinzuweisen, dass der Körper in der Leber eine große Reserve für Vitamin B12 besitzt – insgesamt ca. 2-5 mg/ 60% davon in der Leber. Echte Mangelerscheinungen treten deshalb häufig erst stark zeitversetzt auf: Das Auftreten von klinischen Symptomen kann evtl. 5-10 Jahre verspätet eintreten.
Vitamin B12 wird in der Nahrung an Proteine gebunden. Im Magen findet eine Abspaltung durch Pepsin und Magensäure statt. Erst in dieser Form kann das Vitamin B12 dann sowohl aktiv als auch passiv im Dünndarm resorbiert werden.
Im Magen wird Vitamin B12 zuerst nach der Freisetzung an Glykoproteine oder den Intrinsic Faktor gebunden.
Im Dünndarm/Duodenum wird nun durch Pankreasenzyme das Vitamin B12 freigesetzt.
Je mehr freies Cobalamin zur Verfügung steht, umso mehr kann auch passiv diffundieren und damit aufgenommen werden.
Im Blut wird Cobalamin an das Transportprotein Transcobalamin II gebunden. In den Lysosomen wird Transcobalamin abgebaut. Nun wird das freigesetzte Cobalamin entweder im Cytoplasma zu Methylcobalamin umgebaut oder in den Mitochondrien zu Adenosylcobalamin.
So und nun wird es wirklich spannend:
Wozu ist denn Vitamin B12 nun so wichtig?
Wie schon erwähnt ist es wichtig für Methylierungsprozesse:
Methylcobalamin ist Cofaktor der Methionin-Synthetase – ein Enzym, das dafür sorgt, dass das im Proteinstoffwechsel entstehende und sehr schädliche Homocystein in Methionin um- gewandelt werden kann. Methionin ist nun wieder sehr wichtig zur Biosynthese von Folsäure.
Wir sehen hier zwei wichtige Faktoren, die zu schwerwiegenden Folgen führen:
Durch einen Mangel an Vitamin B12 steigt der Spiegel an Homocystein an.
Homocystein wiederum ist ein Metabolit, der in enger Verbindung steht zur Erhöhung des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen und Alzheimer.
Außerdem kommt es zu einem funktionellen Folatmangel mit verheerenden Folgen:
- Störung der Proliferation, Reifung und Regeneration von Nervenzellen
- Anhäufung von Methylmalonsäure und dadurch Beeinträchtigung der Bildung von Myelinscheiden der Nervenzellen und der Markbildung der Hinterstränge
Welche Symptome zeigen sich bei einem Vitamin B12 Mangel?
Es gibt vielfältige unspezifische Symptome.
Am häufigsten ist das Symptom der perniziösen Anämie, für die eine Blutarmut mit extrem großen roten Blutkörperchen charakteristisch ist. In schweren Fällen können auch eine Leukopenie (zu wenig weiße Blutkörperchen) und Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) auftreten.
Klinische Symptome:
- Blässe der Haut
- Atrophie der Schleimhäute
- Glossitis mit Zungenbrennen
- Atrophie der Zungenschleimhaut
- Schwäche
- Ermüdbarkeit
- Antriebsarmut
- Schwindel
Neurologische Symptome:
- Parästhesien (Ameisenlaufen in Armen und Beinen)
- Sensibilitätsstörungen (pelzigesTaubheitsgefühl)
- Gangunsicherheiten
- erhöhte Sturzneigung
- Störungen der Tiefensensibilität
- Ausfall der Reflexe
- Lähmungen
Zerebrale/Psychische Symptome:
- Verwirrtheit
- Störungen von Gedächtnis und Urteilsvermögen
- Apathie
- Depressionen
- psychotische Zustände
- Demenz
Magen-Darm-Beschwerden:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
Gynäkologische Beschwerden
- Atrophie der Vaginalschleimhaut
Mund
- Einrisse in den Mundwinkeln/ Rhagaden
- in seltenen Fällen Braunfärbung der Haut
Auch Alzheimer-Patienten haben häufig einen Vitamin B12 Mangel!
Ursachen des Vitamin B12 Mangels
Die häufigsten Ursachen eines Vitamin B12 Mangels sind besonders bei älteren Menschen eine mangelnde Resorption von Vitamin B12.
Besonders betroffen sind Patienten mit folgenden Krankheiten:
- atrophische Gastritis
- Pankreasinsuffizienz
- Morbus Crohn (Befall des terminalen Ileums)
- Zöliakie
- Magenresektion
- Tumorerkrankungen
- AIDS
- Fischbandwurm
Weitere Faktoren:
- Magenbypass
- chronischer Alkoholkonsum
- Arzneimittel
Auf letztere möchte ich hier noch einmal ganz besonders hinweisen:
Arzneimittel, die zu einem Vitamin B12 Mangel führen können:
- säurehemmende Arzneimittel wie Protonenpumpenhemmer, H2-Rezeptor-Antagonisten und Antazida – Diese werden den Patienten gern als “Magenschutzmittel” verkauft. Niemand klärt diese Patienten darüber auf, dass sie damit einen massiven Eingriff in ihren gesamten Vitalstoff-Stoffwechsel vornehmen mit vielen fatalen Konsequenzen.
- Metformin (wird Diabetikern verordnet) Der Vitamin B12 Mangel war bei Diabetikern unter Metformin drei mal höher als bei Diabetikern ohne Metformin.(Quelle:https://goo.gl/uZLGvk)
- Gichtmittel wie Colchicin
- Lipidsenker wie Colestyramin
- Antiepileptika
- Methyldopa
- Antibiotika (Aminoglykoside, Neomycin, Chloramphenicol)
- Kontrazeptiva (Pille!)
Zudem sei hier darauf hingewiesen, dass eine pathologische Darmflora (häufig angetroffen nach häufigen Antibiotika-Gaben oder starkem Zucker und Weißmehlkonsum) auch zu einer schlechten Resorption/Aufnahme von Vitamin B12 führen kann.
Diagnose:
Eine frühe Diagnose ist sehr wichtig, da eine zu späte Substitution schon entstandene Schäden nicht vollständig zur Ausheilung bringen kann.
Nicht empfehlenswert ist der Standardtest der Messung des Gesamt-Vitamin B12 im Serum.
Das ist ein später und sehr unsicherer Wert, da hier hauptsächlich die inaktive Speicherform gemessen wird.
Momentan etabliert sich die Messung des Holotranscobalamins (Holo-TC), das den Status des tatsächlich vorhandenen AKTIVEN Vitamin B12 wiedergibt. Erniedrigte Werte (<35 pmol/l) sind der früheste Indikator, dass der Körper über nicht genug aktives Vitamin B12 verfügt und sich die Vitamin B12 Speicher durch die negative Vitamin B12 Bilanz stetig weiter entleeren. Patienten mit einem Wert zwischen 35 und 50 pmol/l gelten als Risikopatienten für einen Vitamin B12 Mangel.
Wenn gleichzeitig auch noch ein erhöhter Methylmalonsäuregehalt (> 300 nmol/l) vorliegt und ein erhöhter Homocysteinspiegel (>10 µmol/l), so ist davon auszugehen, dass es sich hier um einen metabolisch manifesten Vitamin B12 Mangel handelt.
Auch durch Urinuntersuchungen kann ein Vitamin B12 Mangel festgestellt werden:
Ein Mangel an Adenosylcobalamin führt zur Methylmalonaturie.
Ein Mangel an Methylcobalamin zur Homocysteinurie.
Hier ein passender Urin-Test dazu, den du auch zu Haus durchführen kannst:
Klick einfach auf das Bild:
Ein empfehlenswertes Vitamin B12 Präparat findest du hier:
Klick einfach auf das Bild und du erfährst mehr.
Solltest du schon unter einer Resorptionsstörung leiden oder diese durch Medikamente ausgelöst und unterhalten werden, so bieten sich Präparate an, die unter der Zunge (sublingual) direkt aufgenommen werden können, so wie dieses Präparat: (Klick auch hier einfach auf das Bild)
Bei nachgewiesenem Mangel gelingt auch oral die Beseitigung des Mangels mit Dosierungen von oberhalb von 600 µg/Tag. Eine parenterale Zufuhr (also über die Blutbahn durch Infusion) ist nicht nötig und für den Patienten sicher angenehmer.
Bitte besprich die individuelle Situation immer mit deinem behandelnden Arzt!
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Ich freue mich auf dich!
Deine Susanne
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